Just, Katja – Barfuß auf dem Sommerdeich

Just, Katja
Barfuß auf dem Sommerdeich
978-3-95910-117-2
Eden Books

Inhalt:

Hooge ist die zweitgrößte Hallig im Schleswig-Holsteinischen Wattenmeer mit rund 100 Einwohnern. Eine davon: Katja Just. Vor 16 Jahren tauschte die Großstädterin ihr Leben im turbulenten München gegen den beschaulichen Alltag auf der Marschinsel ein und hat es seitdem nie bereut. Denn: Trotz aller Zurückgezogenheit, langweilig wird es auf Hallig Hooge nie! Von Begegnungen mit eigensinnigen Halligleuten über faszinierende Naturschauspiele bis hin zu ungeahnten Herausforderungen am Rande der Zivilisation hat Katja Just einiges zu erzählen. Mit viel Humor gibt sie Anekdoten aus ihrem Leben wieder und zeigt den Lesern, wie ereignisreich und erfüllend der Alltag am vermeintlichen Ende der Welt sein kann. Ein Buch für alle, die sich ab und zu einen Moment der Ruhe und Entschleunigung wünschen und in das ganz besondere Halliggefühl eintauchen möchten – und natürlich perfekt für den nächsten Urlaub auf der Hallig, Insel oder die Reise an die Küste. (Quelle Eden books)

Meine Meinung:

Manchmal glaube ich, viele haben schon mal davon geträumt, ein paar Tage auf einer Hallig zu verbringen oder auch mal generell eine Auszeit zu nehmen. Ich gehöre dazu. Und natürlich ein Stapel Bücher oder ich müsste mir endlich mal einen ebook-Reader zulegen. Ich stolpere ja sehr oft zufällig über bestimmte Bücher, aber manchmal denke ich, das kann doch kein Zufall mehr sein. Na ja, so wurde ich wieder mal zufällig auf „Barfuß über den Sommerdeich“ in meiner Bücherei aufmerksam. Von diesem Buch hatte ich vorher noch nichts gehört, ich griff aber gleich zu. Wie wohl das Leben auf einer Hallig ist?

Die Autorin Katja Just „wandert“ vor 16 Jahren von München in den Norden aus. Ihre Eltern haben auf Hallig Hooge 1995 ein 300 Jahre altes Bauernhaus gekauft, das sie jetzt als Pension führen will. Sie ist noch jung, 25 Jahre, und der Schritt ist ihr nicht leicht gefallen, aber es sollte einfach so sein. Sie lässt Freunde zurück, und einen Lebensgefährten, der nicht „mitziehen“ wollte. Sie kündigt eine gut bezahlte kaufmännische Arbeit in München. Sie schreibt empfindsam über diese schweren Schritte.

Auf ihre Pension mit Ferienwohnungen bereitet sie sich vor, indem sie zunächst ein Praktikum in einem Hotel in Husum macht. Dann die Fachschule für Hauswirtschaft, die sie aus organisatorischen Gründen nicht abschließen darf und zu guter letzt noch ein Existenzgründer-Kurs bei der IHK.

Und dann ist sie auf Hallig Hooge. Nicht alles ist so, wie erwartet. Sie muss von den Einnahmen ihrer zwei Ferienwohnungen leben. Sie muss mit der Einsamkeit, der unendlichen Weite und der Enge klar kommen. Nur ungefähr hundert Einwohner hat Hallig Hooge. Die Gebäude stehen auf sogenannten Warften, aufgeschütteten Hügel, und auf der Ockenswarft wo auch Katja Justs Haus ist, stehen insgesamt 10 Gebäude. Da ist man nah beieinander. Streitereien wollen überlegt sein, weil man sich nicht aus dem Weg gehen kann. Dennoch versucht Katja Just ihren Standpunkt zu vertreten, in ruhigem sachlichem Ton. Aber sie ist eine Zugezogene, eine Frau und noch allein. Das birgt schon Konfliktpotenzial, aber ich hatte den Eindruck, dass sie damit umgehen kann.

Im Buch beschreibt sie, wie sie die Jahre auf der Hallig erlebt hat. Aus der ganzen Welt waren Gäste bei ihr zu Gast, und da sie ihre Pension alleine führt, kommt auch keine Langeweile auf. Sie nimmt uns Leser mit auf eine Jahresreise durch die Halligen. Vom Frühling bis zu Winter, vom Biikebrennen bis Rummelpottlaufen. Über Trachten, Politik, Vögel beobachten, mit der Natur Leben, Ringelganstage, Ostwind, Sturm und viele andere Angelegenheiten, so dass ich tatsächlich das Gefühl hatte, langweilig wird es ihr nicht. Aber man muss auf alle Fälle das Kleine und das Unauffällige suchen und sehen wollen, sonst hält man es wohl nicht aus.

Zudem wird sie zu verschiedenen Interviews eingeladen, unter anderem bei Wieland Backes in die Sendung Nachtcafe. Diese Sendung habe ich leider verpasst, aber ich mochte Wieland Backes und sein Nachtcafe sehr gerne und habe viele Talk-Runden gesehen. Des weiteren wurde sie zur Buchpräsentation des Buches „Inselstolz“ eingeladen und befragt. Es folgten weitere Auftritte im TV, einmal hat sie dafür auch Spaghetti mit Queller gekocht.

Wie lebt es sich auf der Hallig Hooge, wie sieht der Alltag aus? Ebbe und Flut bestimmen den Tagesablauf, die Fähren, der Wind. Es gibt keine Straßenlaternen. 11 km braucht man, um die Insel einmal zu umrunden.

Gefehlt hat mir der normale wirkliche Alltag. Zum Beispiel in der Pension. Sie hat zwei Ferienwohnungen im Haus, wahrscheinlich machen die Gäste das Frühstück und Essen selber. Aber man hat doch auch organisatorische Arbeiten, die Gäste haben Fragen oder man sitzt mit den Gästen zusammen? Einmal kurz wird berichtet, wie sie Gäste am Anleger abholt. Es werden leider nur wenige Gäste beschrieben, was hat sie auf die Hallig getrieben? Kommen die meisten wieder? Oder ganz profane Dinge: Gibt es Trinkwasser? Internet? Wie ist es mit den Tagesgästen im Sommer? Wie ist es, wenn ein paar Tage landunter ist? Wie war es das erste Mal, als sie Landunter erlebt hat? Wie ist es, auf der Warft zu stehen und nur Wasser zu sehen? Wie erleben die Gäste das? Was arbeiten die Nachbarn? Es gab zwar vereinzelt Informationen dazu, aber von all den Alltagsdingen hätte ich noch viel mehr lesen können …

Einfühlsam beschrieb sie ihren Garten, die Natur und die Tiere auf der Hallig. Und über die Gesellschaft vom „Deichgrafen“ und „Herr Hinkelmeier“. Das sind die kleinen Beobachtungen, sensibel. Einfühlsam.

Insel oder Hallig? Man sollte die Halligen auf keinen Fall Inseln nennen! Halligen werden überflutet, das heißt dann „Landunter“. Dies geschieht 3-6 mal im Jahr. Halligen kann man auch Marschinseln nennen. Die Halligen in der Nordsee sind Biosphärenreservate.

 

Fazit:

Gerade habe ich ein Buch gelesen, dass auf den „Florida Keys“ Inseln spielt und von der Hurrikan-Katastrophe im Jahr 1935 handelt: „Summertime – Die Farbe des Sommers“. Die Keys“ werden überflutet. Dieses Buch hier über die Hallig Hooge hat im Prinzip nichts damit zu tun, aber beide Insel-Gebiete werden schon mal überflutet. Wobei man ja eine Hallig auf keinen Fall eine Insel nennen sollte, denn Inseln werden in der Regel nicht so regelmäßig überflutet wie die Halligen.

Katja Just beschreibt, wie und warum sie vor 16 Jahren auf die Hallig Hooge gekommen ist. Mit ihr erlebt man einen ungefähren Jahresablauf auf der Insel, vom Frühling bis zum Winter, vom Biikebrennen bis zum Rummelpottlaufen. Man erfährt, wer ihr Gesellschaft geleistet hat (der Deichgraf und Herr Hinkelmeier), und wie das Miteinander mit den nur einhundert Einwohnern auf Dauer funktioniert.

Ihr gelingt es, den Sehnsuchtsort Hallig Hooge mit seiner unendlichen Weite, der Ruhe, dem Wind und dem Horizont ohne Ende einfühlsam zu beschreiben.

Mir haben allerdings ein paar alltägliche Dinge gefehlt. Katja Just beschreibt die Insel, beschreibt ihre Aktivitäten rund um das Thema Hallig, aber das Thema ihrer Pension/Ferienwohnungen, Nachbarn und Gäste bleibt sehr im Hintergrund, hier gibt sie nur spärliche Informationen heraus. Mir ist klar, dass sie damit auch vorsichtig agieren muss, zum einen lebt sie auf Dauer mit ihren Nachbarn in Sichtweite und man kann sich auf einer Hallig nicht unbedingt aus dem Weg gehen. Auch im Hinblick auf die Gäste ist eine gewisse Diskretion zu wahren, denn schließlich sichern diese ja ihr Einkommen. Dennoch, zu einem richtigen Einblick in das Leben auf einer Hallig hat mir noch etwas gefehlt. Sie hat mehr über ihre persönliche Einstellung als über das Alltags-Leben auf der Hallig berichtet.

Das Buch lässt sich leicht und sehr ruhig lesen. Manchmal vielleicht zu ruhig, mit Längen. Andererseits erwartet man ja auch einen authentischen Einblick, und keinen Abenteuerurlaub der ausgeschmückt wurde. Und auf einer Hallig ist es nun mal eher ruhig.

Alles in allem: Auf Hallig Hooge hört man die Stille. Das Buch gibt einen Eindruck, was einen ungefähr erwarten wird. Allerdings sind diese sehr reflektierenden Eindrücke persönlich auf die Autorin abgestimmt, und können so nicht verallgemeinert werden. Ich war etwas enttäuscht, weil ich mir mehr Informationen zum profanen Alltagsleben gewünscht hätte.

Sterne: Ich tendierte zwischen vier und drei Sternen. Abzug gab es für die fehlenden Alltagsbeschreibungen und die Längen, die oft von den hehren Gedanken der Autorin selber handelten. Es gelingt schon, die Stimmung auf der Insel zu vermitteln, aber nicht durchgehend. Daher vergebe ich drei sehr gute von insgesamt fünf Sternen.

Das Buch erschien am 5. Mai 2017

Link zum Buch/Verlag: http://www.edenbooks.de/katja-just-barfuss-auf-dem-sommerdeich/

 

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